Viele nutzten die lange Zeit in Homeoffice und Lockdown, um sich einen Vierbeiner anzuschaffen. Auch an Weihnachten wird wohl der ein oder andere dem Wunsch nach einem Haustier nachgeben. Doch wohin mit dem Hund, wenn es nach den Feiertagen zurück ins Büro geht? Was muss man bei einem Bürohund bedenken? Wir sprechen mit Martin Markowsky, Versicherungsmakler und Spezialist für Tierversicherungen.
Auf den Hund gekommen: Überdurchschnittlicher Anstieg
Wochenlanges Homeoffice, Kontakteinschränkungen zu Familie und Freunde, geschlossene Schulen und Kindergärten. Viele verbringen aktuell mehr Zeit zu Hause denn je. Die Kinder quengeln, Langeweile macht sich breit. Ein Haustier muss her! Zwischen Katzen, Hamstern und Goldfischen entscheiden sich viele für den Hund als Haustier.
Medien zufolge erreichten Hundeanmeldungen in den deutschen Städten überdurchschnittliche Ausmaße. In Frankfurt beispielsweise lag die Zahl 2019 noch bei unterdurchschnittlich wenig Neuanmeldungen (156), während sie im Jahr 2020 bis September alleine 598 betrug. Auch die R+V kann diesen Zuwachs bestätigen. Der Anstieg der Hundehaftpflichtversicherungen stieg um über 30 Prozent in den ersten neun Monaten des Jahres an.
Gestiegene Nachfrage nach Hunden: Pandemie als Auslöser?
Doch liegt die extrem gestiegene Nachfrage nach Hunden an der Krise oder ist der Bürohund in deutschen Firmen generell auf dem Vormarsch?
„Die Zahl der Hunde ist in Deutschland grundsätzlich die letzten Jahre extrem angestiegen. Wir haben über elf Millionen Hunde auf circa neun Millionen Haushalte.“ – Martin Markowsky
Der Experte schätzt, dass aufgrund der Pandemie viele Leute denken, sie hätten mehr Zeit. Viele würden aktuell außerdem keine neun Stunden mehr am Tag arbeiten und bräuchten deshalb einen Ausgleich. Markowsky warnt allerdings, dass der Zeitaufwand nicht zu unterschätzen sei. Denn besonders ein Welpe benötige am Anfang sehr viel Zeit. Zeit, die nicht zu unterschätzen sei und die Besitzer auch unter normalen Umständen aufbringen sollten. Sich ein Haustier anzuschaffen, sei keine Entscheidung die schnell gemacht werden sollte und bedeutet Verantwortung für ein Lebewesen.
Weniger Stress: Über Dopamin-Ausschüttung und Teambuilding Maßnahmen
„Ein Hund im Büro? HALLO? Da kann ich mir ja gleich meine eigene Kündigung schreiben!“ – Stromberg
Spaß und Stromberg mal beiseite, aber ist ein Bürohund wirklich eine gute Idee?
Studien belegen mehrfach, dass bereits das Streicheln eines Hunden den Blutdruck senkt und den Hormonhaushalt positiv beeinflusst. Wer sich für eine halbe Stunde mit einem Hund beschäftigt, setzt nachweislich verschiedene Hormone frei. Darunter beispielsweise die euphorisierenden und schmerzlindernden Beta-Endorphine, die Bindungshormone Oxytocin und Prolactin und aber auch das Glückshormon Dopamin.
„Neben der guten Stimmung sorgt der Bürohund nicht nur für die nötigen Auszeiten des Arbeitnehmers um mal vor die Tür zu kommen und Luft zu holen, sondern auch für Kommunikation. Er eignet sich wunderbar als Element zur Teambildung.“ – Martin Markowsky
Teamgeist oder dem Team auf den Geist gehen: Der Vierbeiner unter den Kollegen
Wie bringt man das Thema Bürohund überhaupt an den Mann? Hier ist besonders ausreichend Kommunikation gefragt. Die Frage, einen Hund ins Büro mitzunehmen, kann für Firmen, welche damit noch keine Erfahrungen gesammelt haben, am Anfang befremdlich sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Situation im Vorhinein anzusprechen. Auch der Experte rät zu Kommunikation:
„Das Team muss die Entscheidung treffen und die muss eindeutig sein. Denn am Ende geht es am Arbeitsplatz darum, arbeiten zu können. Wenn also auch nur Einer gegen den Bürohund ist, muss das ein k.o Kriterium sein. Ein Hund ist eine Veränderung im Büroalltag, da muss das komplette Team dahinterstehen.“ – Martin Markowsky
Gut erzogen: Über Rassen und Regeln
Der Experte betont, dass besonders die Erziehung des Hundes eine essentielle Rolle habe. Es spiele keine Rolle, ob der Bürohund Rasse Dackel oder Dobermann sei. Wichtig sei, dass der Hund gut erzogen und sozialisiert sei. Das sei nicht von der Rasse abhängig, sondern von der Beziehung zwischen Besitzer und Hund.
„Am Ende des Tages ist es immer das Ende der Leine, das man angucken muss.“ – Martin Markowsky
Aus diesem Grund gibt es auch nicht die eine Rasse als perfekten Bürohund.
„Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter. Manche ruhigen Hunde bellen bei jedem klingeln, andere, vermeintliche Kampfhunde, können, wenn sie gut erzogen sind, stundenlang liegen bleiben.“ – Martin Markowsky
Wichtig sei deshalb, dass der Hund und der Besitzer eine starke Bindung haben.
Falls es nicht klappt: Training ist alles
Wer trotz allen Bemühungen den Hund nicht mit ins Büro nehmen kann, der sollte laut des Experten auf Training setzen. Denn einen Hund mehrere Stunden von Anfang an alleine zu Hause zu lassen, empfiehlt er auf keinen Fall.
„Unseren Hund haben wir über Wochen darauf hintrainiert alleine zu bleiben. Erst eine Minute, dann zwei, usw. Das erfordert Geduld“ – Martin Markowsky