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Deutschlands Böden trocknen aus – Versicherer fordern staatliche Hilfe

Auch wenn der verregnete Frühling es nicht vermuten lässt: Deutschlands Landwirtschaft leidet unter der zunehmenden Trockenheit. Die Versicherungsbranche fordert deshalb staatliche Zuschüsse für die Dürreversicherung.

Experten geben trotz Regenwetter keine Entwarnung

Der regenreiche Mai konnte die vergangenen zwei Dürresommer nicht ausgleichen; Deutschlands Böden leiden immer noch unter extremer Trockenheit. “Da können wir leider noch keine Entwarnung geben. In der Tat: Im Mai hat es jetzt gerade in Mitteldeutschland überdurchschnittlich geregnet, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sich die gesamten Systeme, der Boden und die Ökosysteme schon komplett von den Trockenjahren 2018, 2019 insbesondere erholt haben“, sagte der Wasser- und Bodenexperte vom Umweltbundesamt in Dessau, Jörg Rechenberg, dem MDR.

Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung bestätigt seine Aussage. Die gelb markierten Flächen sind „ungewöhnlich trocken“, die tiefrot gefärbten Felder zeigen eine „außergewöhnliche Dürre“ an, von der vor allem der Osten Deutschlands betroffen ist.

Grafik: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Eine Hitzeperiode kann die Entwicklung wieder zunichte machen

Der oberen Bodenschicht, die für die Landwirtschaft die größte Rolle spielt, hat der Regen zwar gutgetan. Der sogenannte Oberboden reicht bis 25 Zentimeter in die Tiefe. Danach folgt der Unterboden bis etwa 1,80 Meter, auf den vor allem Wälder mit tiefer wurzelnden Bäumen angewiesen sind. Dieser leidet immer noch.

Denn die Niederschlagsmenge im Frühjahr war nicht ausreichend, damit sich der Unterboden von den vorherigen Dürreperioden erholen kann. Das ist nicht allein ein Problem für tief wurzelnde Bäume: Auch landwirtschaftlich genutzter Oberboden braucht einen gesunden Unterboden, damit die Pflanzen gut gedeihen können.

So äußert sich Andreas Jahnel, Acker- und Pflanzenbauspezialist des sächsischen Landesbauernverbands, gegenüber dem MDR eher verhalten. Eine Hitzeperiode im Juni könnte die gute Entwicklung wieder zunichte machen, befürchtet er.

Missernten und trockene Weiden auch in Zukunft

Die vergangenen trockenen Jahre waren für die Landwirte fatal: Ackerbaubetriebe erlitten erhebliche Ernteausfälle, während Milchviehbetriebe vor dem Problem standen, dass die Weiden nicht mehr genug Futter für die Tiere liefern konnten. Vor allem im Dürrejahr 2018 hatten Landwirte mit erhebliche Ernteeinbußen zu kämpfen, während gleichzeitig mit der zunehmenden Trockenheit das Risiko von Flächenbränden steigt, wie das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft berichtet.

Auch ein neuer Langfristvergleich des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), zeigt dass die zunehmende Dürre den Landwirten zu schaffen macht.

Demnach habe allein in den vergangenen drei Jahren die Bodenfeuchte – und damit die nutzbare Feldkapazität – bei Winterweizen um bis zu 40 Prozent unter dem langjährigen Mittel gelegen. Winterweizen gehört in Deutschland mit knapp 2,8 Millionen Hektar zur ertragreichsten Getreideart.

Dieses Szenario dürfte durch die steigenden Temperaturen in Deutschland in Zukunft öfter auftreten, befürchten die Experten: „Wir müssen uns auf die Zunahme von Wetterextremen wie längere Trockenheit und punktuelle Starkregen einstellen“, sagt Wolfgang Janssen, Leiter der Agrarmeteorologie beim DWD.

Versicherer fordern staatliche Unterstützung

Deshalb fordert der GDV staatliche Hilfen für Bauern, damit sie sich besser gegen Dürreschäden absichern können. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen stellte sich konkret eine Bezuschussung der landwirtschaftliche Mehrgefahrenversicherung vor, die alle Wetterrisiken einschließt.

Bislang sei nur ein sehr geringer Teil der landwirtschaftlichen Anbaufläche in Deutschland gegen Dürre versichert, was unter anderem an den hohen Prämien und Selbstbehalten für diese Policen liege. Diese ergeben sich dadurch, dass Trockenheit zu den sogenannten Kumulrisiken für Versicherer zählt.

Deshalb können staatliche Zuschüsse die Policen für die Bauern attraktiver machen. Wenn dann mehr Landwirte eine Mehrgefahrenversicherung abschließen, profitiere laut Asmussen auch der Staat, da er dann Missernten nicht mehr mit Nothilfen ausgleichen müsse.

Einige Bundesländer bezuschussen schon ähnliche Modelle: In Bayern und Baden-Württemberg unterstützt das Land Winzer und Obstbauern bei der Absicherung von Schäden durch Frost oder Starkregen. Daraufhin stieg der Anteil der versicherten Anbaufläche erheblich: Staatliche Förderprogramme sind ein wirksames Mittel, um den Versicherungsschutz gegen Wetterrisiken in der Landwirtschaft zu erhöhen“, schließt Asmussen.

Bei weiteren Fragen rund um das Thema Versicherungsschutz für Landwirte steht Ihnen gerne das AgrarKompetenzZentrum der R+V zur Verfügung.

Titelbild: ©Karynf/stock.adobe.com
Lisa Mayerhofer
Lisa Mayerhofer
Mitglied der NewFinance-Redaktion mit vorherigen Stationen beim Süddeutschen Verlag und Burda Forward.

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