Trends & TippsDigitale LösungenIm Trend oder schon Out: Ist die Clubhouse-App noch laut?

Im Trend oder schon Out: Ist die Clubhouse-App noch laut?

Anfang des Jahres versetzte eine App Deutschland ins Staunen und Raunen: Clubhouse. Wer jetzt an Feiern und Menschenmassen denkt, hat nicht ganz unrecht. Doch ist die App noch im Trend oder bereits Schnee von gestern? Wir haben Michael Glorius, Online Marketing-Experte und aktiver Clubhouse-Moderator der Versicherungsbranche, dazu befragt.

Was ist Clubhouse?

Clubhouse ist ein weiterer Stern im Social Media-Universum. Die App wurde 2020 vom Softwareunternehmen Alpha Exploration Co., mit Sitz in San Francisco, veröffentlicht. Clubhouse ist eine Mischung aus öffentlicher Telefonkonferenz und Live-Podcast. Sie basiert, im Gegensatz zu Instagram, Facebook und Co., jedoch nicht auf Text- oder Bildinhalten, sondern fokussiert sich auf rein audio-basierte Inhalte.

Anfang Februar hat Paul Davison, Co-founder und CEO von Clubhouse, gegenüber CNBC angegeben, dass die App rund zwei Millionen aktive Nutzer hat. Diese hätten laut Davison das Netzwerk mindestens einmal die Woche verwendet.

Die Mischung macht’s: Soziales Netzwerk und interaktiver Podcast

Die Mischung aus sozialem Netzwerk und interaktivem Podcast machte die App für Nutzer interessant. Die User treffen sich in so genannten Räumen, in welchen die verschiedensten Themen zur Diskussion stehen. Räume können als Besucher betreten oder aber auch selbst von Jedem eröffnet werden. Es gibt drei verschiedene Rollen, die die Nutzer einnehmen können:

  • Moderator, also der Initiator des Talks,
  • Sprecher, welche vom Moderator zum Sprecher ernannt werden können und
  • Zuhörer, die dem Talk nur lauschen.

Moderatoren können Sprecher und Zuhörer aber auch in die jeweils andere Rolle versetzen.

Den Zugang zur beliebten App ist allerdings nicht ganz so einfach: Bislang ist die App nur für iOS-Nutzer zugänglich und diese müssen von einem bereits nutzenden User eine Einladung als eine Art Eintrittskarte erhalten.

Vorteile von Clubhouse

  • Mitmach-Charakter
    • Jeder passive Zuhörer kann mit einem Handzeichen um Sprecherlaubnis beim Moderator bitten, um aktiv an der Diskussion teilzunehmen.
  • Anonymität
    • Da das Format aus reinen Audioinhalten besteht, genießen Nutzer einen gewissen Grad an Anonymität. Name und Profilinformationen können Nutzer frei angeben.
  • Prominente Gesprächspartner
    • Besonders zu Beginn von Clubhouse waren viele prominente Speaker vorzufinden.

„Der größte Vorteil für mich ist, mit Leuten im Talk sprechen zu können, zu welchen ich normalerweise keinen direkten Kontakt habe. Prominente wie Carsten Maschmayer, Thomas Gottschalk oder Paul Ronzheimer tummeln sich des Öfteren auf der Plattform.“ – Michael Glorius

  • Exklusivität
    • Nutzer können sich nur durch die Einladung eines anderen Users in der App anmelden und an Talks teilnehmen
    • NEW: Nutzer müssen Clubhouse nicht mehr den Zugriff auf das gesamte Adressbuch gewähren, um jemanden einzuladen. Nach einem iOS-App Update ist das Hinzufügen von Freunden nun auch mit dem Eintippen der Telefonnummer möglich.
  • Kostenlos
    • Die App steht kostenlos zum Download zur Verfügung
  • Live
    • Alle Talks finden live statt

„Die Live-Interaktion sehe ich als klaren Vorteil. Clubhouse vermittelt so Exklusivität und ist eine Art Podcast-light Variante” – Michael Glorius

  • Audio
    • Durch die rein audio-basierte Nutzung ähnelt es stark dem Trend der Podcasts und ist auch nebenher verwendbar.

Nachteile von Clubhouse

Clubhouse stand aber auch schon oft unter Kritik. Nachteile der App sind folgende:

  • Datenschutz-Leck
    • Verbraucherschützer bemängelten vor allem, dass der Clubhouse-Betreiber Kontaktinformationen aus den Adressbüchern der Smartphones der User nutze.
  • Nur für iPhone und iOS Nutzer
    • Aktuell steht Clubhouse nur über den App Store von Apple zum Download bereit.
  • Übersichtlichkeit der Speaker
    • Moderatoren können in Rooms beliebig viele Speaker zulassen. Das kann schnell unübersichtlich werden.
  • Geringe Kontrollierbarkeit
    • Dies gilt sowohl für die genauen Themen des Talks, als auch für die Zuhörer, Speaker und Moderatoren an sich. Auch Mobbing/Rassismus und Co. können nicht von vornherein ausgeschlossen werden.
  • Fehlende on-demand Nutzung
    • Die Talks können Nutzer nur live anhören. Es steht keine Aufzeichnung zur Verfügung.

Harte Konkurrenz: Wie geht es weiter?

Der Hype um Clubhouse ist bereits abgeflacht. Überschlugen sich anfangs die Medien und Twitter gerade so mit News über die App, ist es nun schon deutlich ruhiger um das Start-Up geworden.

Laut des Marktforschungsanbieters Civey haben 48 Prozent der deutschen Bevölkerung bislang noch nicht mal was von Clubhouse gehört. Auch nutzen die App bislang nur rund vier Prozent der Deutschen. Zusätzlich spiele auch das Thema des Datenschutzes eine essentielle Rolle für die Stagnierung der Nutzerzahlen.

Michael Glorius sieht Licht am Ende des Tunnels:

„Wenn Clubhouse auch bald für Android zur Verfügung steht, hat es Zukunft.“

Stehe das nicht zur Debatte, sehe er schwarz. Kritisch sehe er auch die geringe Halbwertszeit im Vergleich zu anderen Social Media Kanälen. Außerdem stehen Twitter und Facebook schon in den Startlöchern von Konkurrenzprodukten. Laut der New York Times habe Facebook Gründer Mark Zuckerberg Clubhouse 2.0 bereits in Auftrag gegeben. Twitter sei bereits im Testlauf.

© Titelbild: Michael Glorius
Marina Hindelang
Marina Hindelang
Die gebürtige Allgäuerin ist mittlerweile nicht mehr nur in der Medien- und Kommunikationsbranche zu Hause, sondern fühlt sich auch in München wohl. In ihrer Freizeit findet man sie in der Natur in den Bergen oder beim Salsa auf dem Tanzparkett. Bei NewFinance dreht sich bei ihr dagegen alles um redaktionelle Inhalte im Onlinebereich.

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