Themen & ProdukteVersicherung in Kanada: Das sicherste Land der Welt?

Versicherung in Kanada: Das sicherste Land der Welt?

„There’s not going to be any fight without Scott Riles and his incredibly polite Canadian news team!“

„They can’t have news! Nothing happens in Canada.“ – Aus Anchorman 2

Oh, wie schön ist Kanada

Kanadier sperren während eines Einkaufs ihre Wohnungen nicht ab, es gibt so gut wie keine Gewalt und außerdem entschuldigen sie sich für so gut wie alles – soweit die Klischees. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dies gar nicht so weit hergeholt ist. Das flächenmäßig zweitgrößte Land des Planeten ist politisch stabil, hat mit Toronto die „sicherste Stadt Nordamerikas“ und liegt in Sachen Bürgerrechte auf einem ähnlichen Niveau wie Deutschland. Trotz seiner Größe aber hat Kanada nur einen Bruchteil der Bevölkerung Deutschlands, was zum Teil von der einzigartigen geografischen Lage herrührt. So ist etwa der Norden des Landes in größere eisige Inseln aufgeteilt. Zudem liegen British Columbia und Yukon in einer seismisch aktiven Zone, weswegen das Auswärtige Amt auch vor Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis warnt. Gerade in den Wintermonaten kann es in Kanada zu „extremer Kälte“ und schweren Schneestürmen kommen.

Medicare im Überblick

Für gewöhnlich sind die Bürger Kanadas über das „Medicare“-System versichert. Dabei handelt es sich um ein öffentlich finanziertes Gesundheitssystem, das allerdings keineswegs einheitlich aufgebaut ist. Ihre Gesundheitsversorgung bezahlen die Kanadier über ihre Steuern.

Einen national geltenden Plan gibt es nicht, stattdessen existieren in Kanada 13 je nach Provinz unterschiedliche Gesundheits- und Krankenversicherungspläne. Die Leistungen können sich daher von Provinz zu Provinz unterscheiden. Grundsätzlich deckt Medicare allerdings die medizinisch notwendigen Behandlungen und Notfallbehandlungen ab, ohne dass die Bürger „aus der Tasche“ zahlen müssen. Die Regierungen der Provinzen und Territorien sind für das Management, die Organisation und die Bereitstellung medizinischer Services ihrer Bürger verantwortlich. Währenddessen kümmert sich die föderale Regierung um:

  • Nationale Standards für das Krankenversicherungssystem durch den Canada Health Act
  • Finanzielle Unterstützung für die provinzielle und territoriale Gesundheitsversorgung
  • Andere Funktionen im Rahmen von Krankenversicherung

Der Canada Health Care Act

„Ein Gesetz in Bezug auf Barbeiträge Kanadas und in Bezug auf Kriterien und Bedingungen in Bezug auf versicherte Gesundheitsdienste und erweiterte Krankenversicherungsdienste“ – das ist der Canada Health Care Act von 1985. Er besagt, dass alle Einwohner einer Provinz die Möglichkeit haben, sich bei Medicare zu versichern. Wer auch immer einen Wohnsitz in Kanada hat, hat dementsprechend einen Anspruch auf die öffentliche Krankenversicherung des Landes. Reisende und Besucher sind allerdings nicht krankenversichert, auch dann nicht, wenn sie aus der EU kommen. Laut Global Health ist es zumeist erforderlich, mindestens 183 Tage im Jahr in der Heimatprovinz zu leben, um als ständiger Einwohner zu gelten. Die medizinische Versorgung in Kanada gilt als gut, allerdings können die Behandlungskosten (auch unter Berücksichtigung des fehlenden Abkommens) die Reisekasse belasten. Eine Reiseversicherung inklusive Krankenversicherung kann zumindest das Problem lösen.

Rente in Kanada

Anders sieht das bei der Rente aus. In Kanada existiert ein duales Rentenversicherungssystem, das die beiden folgenden Aspekte beinhaltet:

  • OAS: Die durch Steuern finanzierte sogenannte Old Age Security sorgt für eine Grundabsicherung im Alter für alle legalen Einwohner.
  • CPP: Der Canada Pension Plan ist ein beitragsbezogenes Rentenversicherungssystem für Arbeitnehmer/Arbeitgeber und Selbstständige. Er zahlt auch Altersrenten, Invalidenrenten und Renten an Hinterbliebene.
  • QPP: In Québec gibt es eine eigenständige Rentenversicherung, in die alle Kanadier ab dem 18. Lebensjahr aus dem jährlichen Einkommen einzahlen müssen.

Der Deutschen Rentenversicherung zufolge gibt es seit 1985 ein Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und Kanada, das die Rentenversicherung betrifft. Es gilt „für alle Personen, die zu irgendeinem Zeitpunkt in der deutschen oder kanadischen Rentenversicherung versichert waren“. Nach diesem Abkommen gelten grundsätzlich die Regeln des Staates, in dem das Arbeitsverhältnis des jeweiligen Kunden stattfindet. Es soll dafür sorgen, dass in Kanada und Deutschland Arbeitenden keine Nachteile bei der Rente entstehen – im Gegenteil, sie können sogar aus beiden Ländern eine Rente erhalten. Um sich über den genauen Umfang dieser Leistungen zu informieren, sollten Kunden sich an ihren Rentenversicherungsträger wenden.

Titelbild: ©Maridav/ stock.adobe.com

Lars-Eric Nievelstein
Lars-Eric Nievelstein
Hat Kunstgeschichte und Literatur studiert. Schreibt gerne. So gerne, dass er sich sowohl in der NewFinance-Redaktion als auch in der Freizeit damit beschäftigt. Und sollte er mal nicht schreiben, interessiert er sich für E-Sport, Wirtschaft und dafür, wer gerade an der Börse abrutscht.

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