Trends & TippsMit dem Zug Richtung Klimaziele: Alternativen zum 9-Euro-Ticket?

Mit dem Zug Richtung Klimaziele: Alternativen zum 9-Euro-Ticket?

Deutschland hat sich hinsichtlich der Verkehrspolitik ambitionierte Klimaziele gesetzt. Wie sehen diese aus? Wird der Erfolg des 9-Euro-Tickets hierbei berücksichtigt?

Millionen springen auf den Hype-Train auf

Deutschland rechnete zwar damit, dass das 9-Euro-Ticket ein Erfolg werden würde, doch wie populär das Billigticket tatsächlich wird, hat vermutlich niemand kommen sehen. In einer groß angelegten Studie befragte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in den vergangenen drei Monaten wöchentlich 6.000 Menschen (gesamt 72.000), um den Erfolgskurs zu verfolgen. Im Aktionszeitraum kauften etwa 52 Millionen Deutsche die Fahrkarte. Hinzu kommen noch weitere zehn Millionen standardmäßige Abonnenten, die das Ticket automatisch erhalten haben. 20 Prozent der Käufer waren hingegen Neukunden, die das Preisangebot anlockte. „Jeder fünfte 9-Euro-Ticket-Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich entdeckt“, berichtet Regionalverkehrsvorständin Evelyn Palla gegenüber der Tagesschau.

Zielstrebig versagt?

Am 29. September 2017 veröffentlichte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz einen Überblick über die nationale Klimapolitik. Grund war die weltweite Vorgabe des Pariser Abkommens, eine Klimaschutzlangfriststrategie bis zum Jahr 2050 vorzulegen. Das Ziel war eine weitgehende Treibhausgasneutralität Deutschlands bis zum Jahr 2050 sowie eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad. Bis 2030 sollen Treibhausgase im Vergleich zu 1990 bereits zu 55 Prozent gesenkt sein. Vielleicht waren diese Ziele ein bisschen zu ambitioniert? „Ein Gutachten im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigte, dass auch die Maßnahmen und Instrumente des Klimaschutzprogramms 2030 nicht ausreichen […] Insbesondere in den Sektoren Gebäude und Verkehr hätten ambitioniertere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Ziele zu erreichen“, berichtet das Umweltbundesamt.

Zug-iger Wandel

Nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch für das Klima war das 9-Euro-Ticket durchaus vorteilhaft. Denn zehn Prozent der Käufer des 9-Euro-Tickets ließen das Auto für mindestens eine ihrer täglichen Autofahrten stehen und nutzen stattdessen den ÖPNV. Das gilt allerdings hauptsächlich für städtische Gebiete. Denn: Hier war die Resonanz deutlich höher als in ländlicheren Teilen Deutschlands. Dort war der Anteil an 9-Euro-Ticker-Kunden lediglich halb so hoch wie in den Metropolen. Grund dafür ist laut Befragung des VDV vor allem das schlecht ausgebaute Netz an öffentlichen Fortbewegungsmitteln auf dem Land. 

Trotzdem war der Verzicht auf Autofahrten mit 43 Prozent sogar das zweitstärkste Verkaufsargument des Tickets. Dem VDV zufolge hat das 9-Euro-Ticket in diesen drei Monaten insgesamt rund 1,8 Millionen Tonnen an CO2 eingespart. Ein vergleichbarer Wert könnte mit einem Jahr Tempolimit erzielt werden. 

Wie sieht wohl die Zug-kunft aus?

Wie sich anhand der Auswertungen des VDV zeigte, könnten Maßnahmen zur Förderung des ÖPNV, wie etwa das 9-Euro-Ticket, dazu beitragen Emissionen einzusparen. Aus diesem Grund fordert das Umweltbundesamt laut Tagesschau bereits ein Nachfolgemodell zum 9-Euro-Ticket ab Beginn 2023. Dirk Messner, Präsident der Behörde, erklärt:

„Ein attraktives, deutschlandweit gültiges Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket könnte der Türöffner sein, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nach und nach als eine attraktive Alternative zum Auto erkannt werden.“

Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, könnte die Finanzierung eines solchen Tickets durch den Abbau von Subventionierungen in umweltschädlicheren Verkehrssektoren kommen. 

Die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs kann durchaus eine sinnvolle Maßnahme sein, um bei der Erreichung von Deutschlands Klimazielen wieder aufzuholen. Denn wie Greenpeace-Sprecher Adrían Fernández gegenüber der TAZ berichtete, spart „jede Fahrt im öffentlichen Verkehrsmittel […] zwischen 73 und 80 Prozent des CO2-Ausstoßes im Vergleich zum Pkw ein“. Aus diesem Grund geht Spanien noch eine Nummer weiter und bietet zwischen dem ersten September und dem 31. Dezember ein 0-Euro-Bahnticket für Pendler an. Wer in diesem Zeitraum mindestens 16-mal mit der Bahn fährt, zahlt kein Geld für das Ticket. 

„Mit kostenlosen Abonnements und Preisnachlässen helfen wir vor allem Arbeitnehmern, Studenten und Familien. Und wir fördern den öffentlichen Verkehr und senken den Energieverbrauch“, wirbt Ministerpräsident Sánchez für sein Energiesparpaket.

Egal auf welche Art der Klimaschutz gefördert wird, wichtig ist es, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Deshalb hat die R+V zu ihrem 100-jährigen Geburtstag die „MissionMiteinander“ gestartet, um zusammen nach nachhaltigen und innovativen Konzepten zu suchen, die den Klimawandel bremsen sollen. Mehr über das Projekt erfahren Interessierte hier.

Titelbild: © Anna/stock.adobe.com

Victor Massari
Victor Massari
Nach dem Abschluss seines Abiturs direkt an der Zugspitze in Bayern zog es den gebürtigen Garmischer in die Großstadt. In München studiert er jetzt Mediendesign und ist das jüngste Mitglied im Team der Online-Redaktion von New Finance.

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