Marokko ist ein beliebtes Ziel für Touristen und Expats. Allerdings gilt es auf einzigartige Risiken zu achten. Welche das sind, erfahren Interessierte im neuen Teil der Reihe „Versicherungen im Ausland“.
Marokko im Überblick
In Marokko stoßen Gegensätze aufeinander: Auf der einen Seite gibt es mehrere Stätten des Weltkulturerbes, darunter etwa die berühmte Medina von Marrakesch, außerdem kulturelle Ereignisse wie das Kirschfest in Sefrou oder die Moussem of Tan-Tan, eine Versammlung der Nomadenstämme der Sahara.
Auf der anderen Seite herrscht ein autoritärer König, an der Südgrenze zu Algerien kommt es häufig zu Protesten und bewaffneten Auseinandersetzungen. Doch wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Und worauf müssen Reisende besonders achten? Alle Details dazu gibt es hier.
Versicherung in Marokko
Das Gesundheitssystem in Marokko ist – wie zum Beispiel in Deutschland oder Kanada auch – zweigeteilt. Genau wie in Deutschland gibt es eine gesetzliche Krankenversicherung und den privaten Sektor. Das geht bei der verpflichtenden gesetzlichen Absicherung los, der Assurance Malade Obligatoire (AMO). Diese besteht wiederum aus zwei Teilen: CNOPS ist für Angestellte im Staatsdienst gedacht, und CNSS versichert Angestellte von privaten Unternehmen. Die finanziellen Mittel für AMO speisen sich aus den Zuzahlungen von Arbeitgebern und -nehmern. Wer in Marokko arbeitet, wird zwangsläufig durch eine dieser beiden Lösungen abgesichert sein.
Gesetzliche Absicherung
Während eine Absicherung im AMO den Zugang zu freier öffentlicher Krankenversicherung gewährt, reichen die Standards der marokkanischen Absicherung nicht an die westliche Medizin heran. Die Qualität hängt stark davon ab, welche Klinik der Kunde besucht. Viele Expats, die in Marokko arbeiten, wählen daher die private Absicherung, wo eine bessere Versorgung gewährleistet ist. Über das gesetzliche System sind zum Beispiel Schwangerschaften, Röntgenaufnahmen, chronische Krankheiten, medizinische Behandlung von Kindern unter 12 Jahren oder auch verschiedene Zahnbehandlungen abgedeckt.
Bei der gesetzlichen Absicherung können Reisende auf mehrere Hürden stoßen. Zum Beispiel kann es zu Sprachbarrieren kommen. Viele Ärzte und Krankenschwestern sprechen Französisch oder Arabisch. Sowohl an Personal als auch an Equipment mangelt es in Marokko, was bedeutet, es können lange Wartezeiten anfallen.
Private Absicherung
Die beste Absicherung existiert – ähnlich wie in Grönland – in den größeren Städten. Allerdings ist die private Absicherung teuer, und in manchen Fällen kann es besser sein, eher nach Spanien oder Frankreich auszufliegen, um dort eine Behandlung zu erhalten. Vor allem bei schwierigeren Operationen ist dies angeraten, vor allem, da Reisende dort unter den europaweiten Versicherungsschutz fallen.
Risiken in Marokko
Einige Gebiete in Marokko gelten grundsätzlich als politisch instabil – und tektonisch ebenso. Weil das Land in einer seismisch aktiven Zone liegt, kann es zu Erdbeben kommen. Abseits davon gibt es noch die folgenden Risiken:
Terrorismus
Das Auswärtige Amt rät von Reisen in das Gebiet der Westsahara oder in die unmittelbare Grenzregion mit Algerien dringend ab. Ausnahmen sind die Touristenstrecken nach Zamora (Draa-Tal) und Erfoud/Merzouga. Trotz erheblicher Sicherheitsmaßnahmen besteht eine permanente Terrorgefahr im Land. Als Beispiel dafür nennt das Land die Morde an zwei skandinavischen Touristinnen im Dezember 2018. Reisende sollten es vermeiden, sich alleine und abseits von Straßen aufzuhalten. Trekking-Touren seien nur in Gesellschaft einer Gruppe und registrierten landeskundigen Reiseführern sicher. Gegebenenfalls sollten sich Reisende tagesaktuell nach der Sicherheitslage für Touren bei den marokkanischen Polizeibehörden erkundigen.
Proteste
Genau wie in Thailand kann es auch in Marokko spontan zu unerwarteten und nicht genehmigten Demonstrationen oder Protesten kommen. Hin und wieder entwickeln sich daraus gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Eine häufige Kulisse dafür sind öffentliche Sportveranstaltungen. Weiterhin warnt das Auswärtige Amt vor dem Versuch, die Landesgrenze nach Algerien zu überschreiten.
Kriminalität
Und auch in Marokko besteht in der Nähe von touristischen Attraktionen und historischen Stadtzentren eine erhöhte Gefahr von Raubüberfällen und Diebstählen. Teils setzen Angreifer Hieb- und Stichwaffen gegen Touristen ein oder stehen unter Drogeneinfluss. Ausweise, Führerschein, Geld und andere wichtige Dokumente sollten an einem sicheren Ort aufbewahrt sein. Das Auswärtige Amt rät dazu, stets nur das für den Tag benötigte Bargeld und keine unnötigen Wertsachen mit sich zu führen. Es gilt außerdem auf aggressives Betteln und „False Guides“ zu achten.
Titelbild: © terra.incognita/ stock.adobe.com