„Atomkraft? Jein, Danke!“, titelt das ZDF. Und treffender ist die aktuelle Lage kaum in einem Satz zu beschreiben. Während die lachende Sonne seit mehr als 45 Jahren als Logo gegen Atomkraft steht, ist nun ausgerechnet eine teils grüne Regierung während deren möglichen Untergang in der Regierung aktiv. In Sachen Nachhaltigkeit und grüner Energie bringt das einige Ziele ins Wanken.
Gemeinsam grün
Grundlage der deutschen Klimaziele ist das Pariser Abkommen. 2015 nahmen über 150 Staats- und Regierungschefs an der ersten internationalen Klimakonferenz, auch „COP 21“ genannt, in Paris teil. Entsprechendes Abkommen verpflichtet beteiligte Staaten seither dazu, die Weltwirtschaft zugunsten des Klimas zu verändern. Anders als zum Vorläufer des Abkommens, dem Kyoto-Protokoll, das die Begrenzung der Treibhausgase regulierte, entwickelten die teilnehmenden Staaten auch nationale Klimaschutzziele. Während diese unabhängig sind, verpflichtet die Gemeinschaft dazu, entsprechende Ziele fünfjährig zu verbessern sowie neu vorzulegen. Als Leitfaden gelten übergeordnete Ziele des Klimaschutzabkommens. So beispielsweise die Erderwärmung auf möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu regulieren.
Eine nationale Angelegenheit
Um die Ziele entsprechend zu konkretisieren, beschloss das Bundeskabinett im Jahr 2016 den Klimaschutzplan 2050. So heißt es seitens des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV):
„Für das Jahr 2030 bekräftigt der Klimaschutzplan 2050 das Gesamtziel einer Treibhausgasminderung von mindestens 55 Prozent gegenüber 1990. Dieses Gesamtziel wird zugleich erstmals auf einzelne Sektoren heruntergebrochen. Damit gibt der Plan für alle Sektoren eine klare Orientierung.“
Die jeweiligen Sektoren betreffen die Bereiche Wirtschaft und Unternehmen, Gewerkschaften, Wissenschaft, Kreative sowie die Zivilgesellschaft. Oder kurz: Jeden.
Offenlegungsverordnung für mehr Transparenz
Jeden, das gilt auch die Finanz- und Versicherungsbranche. Die Vermittlerschaft ist beruflich vor allem von den ESG-Kriterien betroffen. In diesem Zuge trat am 10. März 2021 auch die Offenlegungsverordnung in Kraft. Rechtsanwalt Norman Wirth sagt dazu:
„Die Offenlegungsverordnung schafft neue Regelungen hinsichtlich der Information von Kunden durch Versicherungsvermittler und Finanzanlagenvermittler. Unabhängig von der wachsenden Bedeutung der Vermittlung von nachhaltigen Produkten – also solchen, die grob gesagt bestimmte Werte stützen und entweder selbst ressourcenschonend sind oder entsprechende Anlagekonzepte unterstützen – erwarte ich, dass die Nachfrage nach solchen Produkten steigt.“
Im Interview erläutert er, wie die Verordnung Maklerinnen und Makler konkret in die Pflicht nimmt.
Grün gewaschene Energie
Ein weiterer zentraler Bereich, der durchaus auch Unternehmer betrifft: Der Umbau der Energiewirtschaft. Einerseits soll die fossile Energieversorgung soweit zurückgehen, dass sie gegenüber dem Basisjahr 1990 um bis zu 62 Prozent sinkt. Andererseits soll das Wachstum erneuerbarer Energien beschleunigt werden. Nun jedoch die Kehrtwende:
Durch den Krieg in der Ukraine wird in Europa das Gas, geliefert aus Russland, knapp. Die Folge ist nun der Ausstieg vom Ausstieg. Während laut Klimaabkommen die Atomenergie bald hätte Geschichte sein sollen, erhält sie nun sogar ein offizielles Öko-Label der Politik. Und das, obwohl Wirtschaftsminister Robert Habeck den Vorschlag, Atomkraft weiterhin auch in Deutschland zu beziehen, bereits im Februar ablehnte. Die Begründung lautete unter anderem Sicherheitsbedenken.
Dass das Interesse einiger EU-Staaten groß ist, wenn es um Kernkraftnutzung geht, ist laut Tagesschau wohl auch der Grund, dass der grüne Stempel für Gas und Atom bleibt. Ansonsten könnte bis 11. Juli noch ein Zusammenschluss von mindestens 20 Mitgliedsstaaten die Umsetzung des Kommissionsvorschlags verhindern. Während die Bundesregierung nicht klagen will, äußerten die Nachbarländer Österreich und Luxemburg bereits ihre Beteiligung an einer Klage. Wie der finale Beschluss lautet bleibt abzuwarten. Die R+V hat indessen ihr Ziel klar vor Augen: In der Betriebsökologie, also beim Verbrauch von Strom, Wasser und Papier, will sie schon ab dem Jahr 2025 klimaneutral sein. Ebenso im Versicherungsgeschäft.