Nichts zu sagen, vor allem während man spricht, ist die halbe Kunst von Diplomatie – William James Durant
Schlagfertigkeit kennen die meisten wohl als das, was einem erst lange im Nachgang eines Gesprächs einfällt. Ein gewitzter Spruch, der jede Situation bravourös gemeistert hätte. Wir geben Tipps, um zukünftig direkt höflich aber bestimmt in oder auf entsprechenden Situationen zu reagieren.
Schlagfertigkeit führt zu Respekt
Selbst dem schlagfertigsten Menschen wird es in mehr als einer Situation nicht gelingen, geschickt zu kontern. Das ist auch kein Problem. Dazu wird es erst, wenn jemand häufiger zum Opfer verbaler Attacken – wenn auch lustig gemeint – wird. Denn:
“Wer nie kontert und seinen Mann steht, riskiert auf lange Sicht, nicht ernst genommen und respektlos behandelt zu werden. Außerdem ist erwiesen, dass schlagfertige Menschen verstärkt Autorität genießen”, so der Kommunikationsexperte Matthias Nöllke
Selbst unangenehme oder peinliche Situationen ließen sich so souverän unter Kontrolle bringen. „Wer hier schlagfertig reagiert, hält nach wenigen Worten die Fäden wieder in seiner Hand“, so Nöllke gegenüber Impulse. Und nicht nur situativ ist Schlagfertigkeit von Vorteil. Wer Rhetorik entsprechend meistert, stärkt langfristig das eigene Selbstbewusstsein, anstatt sich abends zu grämen, nicht die richtigen Worte gefunden zu haben. Dabei geht es allerdings nicht darum, das Gegenüber verbal zu attackieren. Bei Schlagfertigkeit handelt es sich vielmehr um eine souveräne Reaktion auf ein Ereignis. Im Zweifel gilt es daher nicht, zurück zu fahren, sondern sich zurück zu nehmen.
Der Klügere gibt nach
Nun ist nicht jeder von Natur aus schlagfertig. Die gute Nachricht: Jeder kann es werden. Und zwar durch die folgenden Schritte:
- Ansprüche herunterschrauben und Sprüche einüben
Wer nicht von vornherein schlagfertig ist, wird nicht gleich zu Beginn die feine Klinge des verbalen Konters beherrschen. Das Wichtigste ist, nicht zu verstummen. Dazu gibt es verschiedene Taktiken, die auf den ersten Blick alles andere als schlagfertig erscheinen möge, jedoch durchaus effektiv sind. Die Grundlage: Ein Repertoire an Standardsprüchen, die in beinahe allen Situationen passen. Sogenannte Triggersätze. Das sollten laut Experte Floskeln sein, die sich leicht einprägen lassen und zu vielen Situationen passen. Beispielsweise:
- „Warum?“ / „Wie kommen Sie darauf?“ (Bei blöden Unterstellungen)
- „Und nächstes Mal mache ich einen Salto dazu.“ (Zum Beispiel wenn man stolpert oder fällt)
2. Sich von den Sprüchen anderer inspirieren lassen
Wer hat noch nie einen Film gesehen und darin mit Freude einen gewieften, verbalen Schlagabtausch verfolgt? Warum also nicht passende Sätze in das eigene Repertoire übernehmen? Ein Beispiel könnten sein:
- „Wenn ich Ihre Meinung hören will, dann werde ich sie Ihnen mitteilen.“ (Filmproduzent Samuel Goldwyn)
3. Der Überraschungseffekt
Das Gegenüber rechnet in der Regel mit einem Konter, oder gar keiner Antwort. Die simple Lösung: den anderen durch Zustimmung überraschen. Mögliche Sätze könnten sein:
- „Sie sind aber langsam“ – „Stimmt, ich will ein perfektes Ergebnis.“
Ähnlich funktioniert das Ausspielen des Gegners, indem eine Gegenfrage aufgegriffen wird:
- „Ihr Angebot ist aber teuer!“ – „Lieber teuer als unseriös.“
Wem in einer prekären Situation dennoch kein schlagfertiges Gegenargument einfällt, der hat noch immer die Möglichkeit, seinen Standpunkt sachlich klarzustellen. Ein “Lassen Sie uns bitte vernünftig reden”, kann ebenfalls den weiteren Gesprächsverlauf bestimmen.
Zuletzt eine wichtige Regel für den Schlagabtausch im beruflichen Umfeld: Es geht zwar darum, sich selbst nicht schikanieren zu lassen, auch der Gesprächspartner sollte allerdings das Gesicht wahren können.
Verbale Tiefschläge oder unverschämte Antworten sind ein absolutes No-Go.
Und auch, ob es sich um berechtigte Kritik handelt, muss abgewogen werden. Nicht jedes Argument verdient einen Konter.
Totschlagargumente durch Gegenfragen zum Leben erwecken
Es gibt Aussagen, mit denen möchte der Gesprächspartner den Dialog beenden. Totschlagargumente wie „Das ist doch nichts Neues“ oder „Das haben wir schon immer so gemacht“ zielen klar darauf ab, das Gespräch abzuwürgen. Entsprechende Situation verleitet schnell dazu zurückzustecken und auf eine weitere Argumentation zu verzichten. Wichtig ist hierbei laut Focus: Nicht rechtfertigen, sondern in die Offensive gehen. Da entsprechende Argumente oft undurchdachte Phrasen sind, lassen sie sich meist mit W-Fragen aushebeln. Beispielsweise „Wo sehen Sie die Schwierigkeiten?“ oder „Was wäre aus Ihrer Sicht die richtige Vorgehensweise?“. Der alleinige Hinweis darauf, dass entsprechende Aussagen pauschalisieren, reicht meist nicht aus, um den eigenen Standpunkt zu bekräftigen.
Ziel einem Totschlagargument – auch Killerphrase – zu kontern ist es, das Gespräch am Laufen zu halten. Somit funktioniert auch hier der humorvolle Weg. Auf die vermeidliche Feststellung „Das geht nicht!“, kann ganz sachlich geantwortet werden: „Sie kennen die Lösung? Wunderbar, dann zeigen Sie uns diese.“ Das ironische Augenzwinkern wird dennoch den wenigsten entgehen.