Piraterie – ein Relikt aus Zeiten der Erforschung der Weltmeere? Keineswegs, denn auch heute sorgen Piraten für Angst und Schrecken auf den Ozeanen. Wir werfen einen Blick auf die Freibeuter der Neuzeit.
Unter schwarzer Flagge
Auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren Piraten während des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. In der Kolonialzeit der amerikanischen Geschichte gehörten Piraten zu den berühmtesten Menschen der Welt. Namen wie Edward „Blackbeard“ Teach, Captain Kidd, Bartholomew Roberts, Captain Morgan und das Duo Anne Bonny und Mary Read machten die Runde. Einerseits haben sie alle die Romantisierung des Piratenlebens in den Entertainment-Medien beeinflusst und andererseits den Werdegang des britischen Empire. Laut dem American Battlefield Trust standen viele Piraten unter dem Befehl der britischen Flagge und griffen auf ihr Geheiß französische, spanische und niederländische Schiffe an. Das sollte den Wettbewerb schmälern und den Briten dabei helfen, ihre Interessen in der Neuen Welt durchzusetzen.
Die UN und Piraterie
Mit der fortschreitenden Stabilisierung der Weltordnung nahm der Einfluss von Piraten immer weiter ab. Das heißt jedoch nicht, dass sie kein Risiko mehr darstellen. Vorher stellen wir uns jedoch die Frage: Was sind Piraten eigentlich? Die Vereinten Nationen haben in Artikel 101 der 1982 United Nations Convention on the Law of the Sea (UNCLOS) dazu festgelegt, dass es sich in diesen Fällen um Piraterie handelt.
Jedweder illegale Akt der Gewalt oder Entführung und Verwüstung, der zu privaten Zwecken von der Crew oder den Passagieren privater Schiffe oder privater Flugzeuge durchgeführt wird:
- Und der auf hoher See gegen ein anderes Schiff oder Flugzeug oder gegen Personen oder Eigentum an Bord eines solchen Schiffs oder Flugzeugs stattfindet.
- Freiwillige Teilnahme an Schifffahrten oder Flügen in dem Wissen, dass das jeweilige Schiff oder Flugzeug ein Piratenschiff oder -flugzeug ist.
- Handlungen, die eines der in den ersten beiden Punkten aufgeführten Szenarien willentlich herbeiführen.
Piraten orientieren sich um
Die International Maritime Organization (IMO) hat die von Piraten und Seeräubern ausgehende Bedrohung bereits seit den frühen 1980er-Jahren auf dem Radar. In den 1990er-Jahren und den frühen 2000er-Jahren war vor allem im Südchinesischen Meer sowie in den Straßen von Malacca und Singapur eine erhöhte Piratenaktivität zu verzeichnen. In jüngerer Zeit, etwa seit 2005, hat sich die IMO vorrangig auf Piraterie an der Küste von Somalia, dem Golf von Aden sowie dem Indischen Ozean konzentriert. Aktuell will die Organisation eine Strategie zur erhöhten maritimen Sicherheit in West- und Zentralafrika erstellen. Mit der Unterstützung der Schifffahrtindustrie hat die IMO im Laufe der Jahre eine Reihe von Anti-Piraterie-Maßnahmen entwickelt und eingesetzt. Diese haben weltweit bei der Bekämpfung der Piraterie geholfen und die von ihr ausgehende Gefahr schrumpfen lassen.
Milliardenschäden durch Piraten
Trotzdem aber gehört Piraterie noch nicht der Vergangenheit an. Allein im Juli-Bericht der IMO sind zehn größere Piratenangriffe aufgelistet, davon acht in internationalen Gewässern und zwei in den maritimen Territorien von Staaten (in diesen Fällen in Malaysia und bei den Philippinen). Laut dem Business Insider reagieren Reeder auf Piratenangriffe, indem sie die betroffenen Routen vermeiden. Zudem fangen Schiffe nun damit an, die Risikogebiete mit erhöhtem Tempo zu durchqueren, was das Entern erschwert. Allerdings treiben Umwege und höheres Tempo die Transportkosten. Jährlich sorgen Piratenangriffe außerdem für Schäden in Höhe zwischen sieben und 12 Milliarden Dollar.
Im Beitrag „Wie die Transportversicherung bei Havarie schützt“ haben wir uns mit einem weiteren Risiko des Meeres befasst. Nähere Informationen dazu gibt es hier auf dem Blog. Die Warentransportversicherung von KRAVAG deckt auch das Risiko Piraterie ab.
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