Trends & TippsHit the Road and Reload: Das sind die Recharge Days

Hit the Road and Reload: Das sind die Recharge Days

In der heutigen Zeit ist sich die Gesellschaft bewusster denn je, wie erschöpfend Arbeit sein kann. Beispielsweise wurde im Januar 2022 durch die WHO offiziell anerkannt, dass es sich bei Burnout um eine anerkannte Krankheit handelt, die durch „chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ entsteht. Umso größer ist aktuell die Diskussion, wie die mentale und körperliche Gesundheit von Arbeitnehmern geschützt werden kann. Wie sehen die Modelle aus und was sagt die Branche dazu? 

80 Prozent Arbeit, 100 Prozent Gehalt

Bereits seit einiger Zeit wird in Deutschland über die 4-Tage-Woche als Modell diskutiert, um die Produktivität und Gesundheit von Arbeitnehmern zu verbessern. In Großbritannien hat das Diskutieren ein Ende, denn dort startet im Juni die weltweit größte Testphase zu diesem Konzept. Dem britischen Nachrichtenportal The Guardian zufolge nehmen 3.300 Mitarbeiter aus 70 Firmen an einem sechsmonatigen Testlauf zur 4-Tage-Woche teil. Das Gehalt wird sich dabei nicht verändern – den Hoffnungen zufolge aber die Produktivität. Die Soziologie-Professorin und leitende Forscherin des Projekts Juliet Schor berichtet gegenüber dem Guardian: 

„Wir werden analysieren, wie Arbeitnehmer auf einen zusätzlichen freien Tag reagieren, und zwar in Bezug auf Stress und Burnout, Arbeits- und Lebenszufriedenheit, Gesundheit, Schlaf, Energieverbrauch, Reisen und viele andere Aspekte des Lebens.“

Längere Arbeitstage, mehr Freizeit

Die Deutschen finden die Idee, nur an vier Tagen in der Woche zu arbeiten, ebenfalls interessant. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv ergab, dass 71 Prozent der Deutschen das „Belgische-Modell“ befürworten würden. In Belgien ist es Arbeitnehmern freigestellt, ob sie an vier oder fünf Tagen der Woche arbeiten. Die Gesamtarbeitszeit – und somit effektiv auch der Stundenlohn – bleibt im Gegensatz zu Großbritannien dabei jedoch gleich. Wer also einen Tag ausfallen lassen will, muss an den anderen Tagen zehn Stunden schuften. Besonders groß ist die Zustimmung hierfür mit 81 Prozent bei den 30-44-jährigen und bei Personen mit höherem Bildungsabschluss (75 Prozent).

Urlaub geschenkt – Der Mittelweg

Einen etwas anderen Weg – mit dem gleichen gewünschten Effekt – geht ein Berliner Startup. Markus Wübben, Co-Founder von CrossEngage berichtet im Interview mit Business Punk, von den „Recharge Days“:

„Mit den „Recharge Days” möchten wir unserem Team noch mehr Zeit zur freien Verfügung stellen, damit sie ihrer Arbeit mit noch mehr Energie nachgehen können.“

Bei den „Recharge Days“ handelt es sich im Grunde um zusätzliche Urlaubstage, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellt – unter gewissen Bedingungen. Nach Möglichkeit soll sich jeder Mitarbeiter jeden zweiten Freitag als Recharge Day freinehmen. Um dennoch erreichbar zu sein, wird sich in bestimmten Abteilungen abgewechselt. Kurzum: CrossEngage schenkt seinen Mitarbeitern 26 zusätzliche Arbeitstage, ohne Veränderung am Gehalt, damit die Mitarbeiter eine bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben finden können. Das Konzept wird zwar erst seit kurzem getestet, zieht Markus Wübben ein frühes Fazit:

„[…] man kann schon beobachten, dass die Mitarbeitenden noch ausgeglichener und motivierter bei der Arbeit sind.“ 

Auch in der Versicherungsbranche vorstellbar? 

Franziska Geusen, Geschäftsführerin der Hans John Versicherungsmakler GmbH und Finalistin des JungmaklerAward, hat 2021 der Jury gegenüber die 20-Stunden-Woche in den Raum gestellt – auch als Geschäftsführer. Im Interview berichtet sie, dass darüber diskutiert wurde, ob das überhaupt möglich wäre: „Ich hatte das Gefühl, dass viele sich das nicht vorstellen können. Als Geschäftsführerin kann man schließlich nur dann erfolgreich sein, wenn man auch mindestens 60-80h/Woche hart dafür arbeitet.” 

Sie erläutert selbst, dass die 20h-Woche eher ein Leitbild ist. Jedoch versucht sie, die Aufgaben in Ihrem Unternehmen so zu verteilen, dass sowohl sie, als auch ihre Mitarbeiter eine gute Work-Life-Balance genießen können.

Titelbild: © cppzone/stock.adobe.com
Victor Massari
Victor Massari
Nach dem Abschluss seines Abiturs direkt an der Zugspitze in Bayern zog es den gebürtigen Garmischer in die Großstadt. In München studiert er jetzt Mediendesign und ist das jüngste Mitglied im Team der Online-Redaktion von New Finance.

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