Pünktlich zum neuen Jahr ist es soweit: Auch in Apotheken ist es nun möglich, sich auf das Corona-Virus testen zu lassen. Es handelt sich dabei um Antigen-Schnelltests, die innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis bringen. Um Apotheker zu unterstützen, verzichtet die R+V Versicherung auf den Beitragszuschlag in der Betriebshaftpflichtversicherung.
Corona-Schnelltests: Risiko für Apotheker
Seit der neuen Regelung von Bund und Ländern dürfen auch Apotheker oder pharmazeutisches Apothekenpersonal diese Schnelltests durchführen. Allerdings tun sie das mit einem gewissen Risiko. Wenn sie etwa Kunden auf das Virus testen, Komplikationen auftreten und der Kunde sich womöglich verletzt. Dann springt in diesem Fall die Versicherung ein – zumindest, wenn der Apotheker sich an die gesetzlichen Vorschriften gehalten hat. Dazu zählen eine vorherige Schulung und die Vorgabe, nur Tests an symptomfreien Menschen durchzuführen. Außerdem müssen sich die Apotheker an strenge Hygienevorschriften halten.
Selbst Apotheker müssen zuerst geschult werden, bis sie einen Schnelltest durchführen dürfen. Daher gibt es in Deutschland solche Antigen-Schnelltests auch nur in der Apotheke, an medizinische Laien werden sie nicht herausgegeben. Die Sorge der Mediziner, durch falsche Anwendung fehlerhafte Ergebnisse zu bekommen, ist zu groß. Auch die Bundesvereinigung deutscher Apotheker teilt die Sichtweise:
“Die korrekte Entnahme eines Nasen-Rachen-Abstrichs ist für Laien schwierig”.
Antigen-Schnelltest: Vorsicht bei der Anwendung
Eine Fehlerquelle sehen Mediziner im Rachenabstrich. Der Tupfer muss tief genug eingeführt werden – ein doch recht unangenehmes Verfahren – weshalb es nicht jeder richtig anwende. Dieser Umstand könne nach Ansicht der Ärzte zu falschen Ergebnissen führen und infizierte Menschen in falscher Sicherheit wiegen. Auf diese Weise besteht das Risiko, dass sie zu sogenannten “Super Spreadern” würden.
Wichtig hierbei: Der Schnelltest kann den PCR-Test aus dem Labor nicht ersetzen. Antigentests sind weniger empfindlich und weniger genau als Labortests. Davor warnt unter anderem das Paul-Ehrlich-Institut, das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Und auch Virologen wie Christian Drosten von der Berliner Charité sehen das Risiko, dass Massentests in der aktuellen Infektionslage zu vielen falschen Ergebnissen führen könnten.
Die Qualität schwankt: Nicht jedes Testkit ist gut
Selbst die Qualität der Schnelltests unterscheidet sich untereinander. Insgesamt sind laut Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte inzwischen mehr als 330 Produkte aufgeführt, die die Mindestkriterien der Behörden erfüllen. Dabei sind jedoch die Angaben der Hersteller maßgeblich. Das deckt sich auch mit den Erkenntnissen einer BR-Recherche: Bislang fehlen unabhängige Qualitätskontrolle dieser Tests.
Grundsätzlich, darin sind sich Mediziner einig, stellen korrekt angewandte Schnelltests in der Pandemie aber ein wichtiges Werkzeug dar, um schnell agieren zu können. Anders als PCR-Tests aus dem Labor, liegen schon nach wenigen Minuten die Ergebnisse vor. Der Grund liegt in der Vorgehensweise: Im Gegensatz zu PCR-Tests weist der Schnelltest nicht das Erbmaterial, sondern Virusproteine nach.
Österreich: Schnelltests werden an Laien verkauft
Das Nachbarland Österreich fährt eine andere Corona-Strategie. Hier sind die Richtlinien für Selbsttests weniger streng. Bereits seit einigen Monaten können Menschen Corona-Schnelltests in Apotheken und Drogerien kaufen.

Neben Schnelltests, wie sie auch in Deutschland durch einen Rachenabstrich durchgeführt werden, gibt es weitere Verfahren. Zum Beispiel der vom Anbieter als “schmerzfrei” beworbene Test in Form einer Salzlösung, die in den Mund genommen und dann auf das Proberöhrchen gespuckt werden muss. Eine vergleichbare Situation wie in Deutschland zeigt sich in der Schweiz. Dort gibt es Corona-Schnelltests in der Apotheke zu kaufen. Allerdings bleibt es auch dort dem medizinischem Person vorbehalten, diese anzuwenden.
Einfachere Schnelltests: Politik plant Test für alle
Mitte Januar gab Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekannt, auch in Deutschland Corona-Schnelltests für Laien zur Verfügung zu stellen. Allerdings müsse das Testverfahren zunächst vereinfacht werden. Das Stäbchen soll dann nicht mehr in den hinteren Rachen-, sondern nur im vorderen Nasenbereich eingeführt werden.
Hierfür haben an der Berliner Charité Forscher in Kooperation mit der Uniklinik Heidelberg untersucht, wie sich rund 150 Corona-Verdachtspatienten beim Umgang mit diesem noch nicht auf dem Markt erhältlichen Selbsttest samt Anleitung geschlagen haben. Das Ergebnis stimmt die Forscher optimistisch: Es habe nur leichte Unterschiede zwischen Laien und Profis in der Handhabung gegeben. Zudem gibt es die Überlegung, ähnlich wie in Österreich, auch Spuck- und Gurgeltests einzuführen. Schon Ende Januar könnten sie erhältlich sein.