Die App Too Good To Go setzt sich gegen das Wegschmeißen von Lebensmitteln ein. Wie das Unternehmen das anstellt und welcher Gedanke dahinter steckt, verrät uns Johanna Paschek, Pressesprecherin von Too Good To Go, im Interview.
Too Good To Go: Die App, welche der Retter aller Lebensmittel sein könnte. Was war der auslösende Moment für die Idee?
Johanna Paschek: Die Idee entstand, als die fünf Gründer von Too Good To Go in einem Buffetrestaurant essen waren. Sie haben am Ende des Tages bemerkt, dass das Buffet noch mehr oder weniger voll bestückt war. Auf Nachfrage stellten sie fest, dass es gängige Praxis in gastronomischen Betrieben ist, überproduziertes Essen am Ende des Tages einfach zu entsorgen. Das wollten sie so nicht akzeptieren und eine einfache Lösung für dieses Problem anbieten.
Die Gründer haben schnell weitere passionierte Essensretter mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten in ganz Europa gefunden. Aktuell sind wir in 15 Ländern aktiv.
Besonders Supermärkte werfen täglich Unmengen an Lebensmittel weg, die noch genießbar sind. Wie haben Sie es sich zur Aufgabe gemacht, dieser Schnelllebigkeit entgegenzuwirken?
Johanna Paschek: Ein Drittel aller Lebensmittel werden weltweit entsorgt. Das ist sehr belastend für die Umwelt. Deshalb arbeiten wir jeden Tag daran, eine Welt ohne Lebensmittelverschwendung zu schaffen.
Wir setzen uns dafür ein, dass jedes produzierte Lebensmittel auch konsumiert wird.
Wie finden Sie Kooperationspartner für Too Good To Go?
Johanna Paschek: Der Großteil unseres Teams arbeitet täglich daran, neuen Läden in ganz Deutschland unser Konzept vorzustellen. Und natürlich freuen wir uns auch, wenn Läden auf uns zukommen – beispielsweise durch eine hohe Medienaufmerksamkeit oder persönliche Weiterempfehlung – und Vorreiter in ihrer Stadt sein wollen.
Wie viele Mahlzeiten konnten innerhalb des vergangenen Jahres 2019 global durch Too Good To Go gerettet werden? Wie ist der Trend?
Johanna Paschek: Wir haben gemerkt, dass unser Konzept den Nerv der Zeit trifft und viele Betriebe ebenso wie Kunden einen Weg suchen, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Seit unserem Start im Jahr 2016 konnten wir deshalb weltweit über 50 Millionen Mahlzeiten über die Too Good To Go-App vor der Tonne retten.
Das Unternehmen ist nach wie vor stark am Wachsen.
Ist erkennbar, ob durch die App bereits ein Umdenken stattfindet?
Johanna Paschek: Das Forschungsinstitut Food & Biobased Research der Wageningen Universität hat herausgefunden, dass knapp ein Drittel der App-Nutzer das Thema Lebensmittelrettung auch über die App hinaus in ihrem Alltag aufgreifen. Beispielsweise integrieren sie weitere Möglichkeiten wie das Einfrieren von übergebliebenen Speisen oder das bewusstere Einkaufen in ihren Lebensstil.
Die App wurde bereits vielfach installiert. Nachhaltigkeit wird ein immer größeres Thema in der Bevölkerung. Wie denken Sie, werden Konsumierende in Zukunft mit der Lebensmittelverschwendung umgehen?
Johanna Paschek: Mehr als die Hälfte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland findet zuhause statt.
Dass wir in der Corona-Pandemie mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, ist hier also eine große Chance.
Mehr Aufklärung, neue Wertschätzung und eine bessere Planung können der Schlüssel für weniger Lebensmittelverschwendung sein.
Während des Lockdowns hat sich unsere Beziehung zu Lebensmitteln verändert und ihnen einen neuen Stellenwert gegeben. Eine wichtige Grundlage dafür, auch in Zukunft weniger Lebensmittel achtlos in die Tonne zu werfen.
Mit welchen Tipps kann jeder Einzelne im eigenen Haushalt das Wegwerfen von Lebensmittel am besten vermeiden?
Johanna Paschek: Schon kleine Änderungen im Alltag können helfen, das Thema Food Waste in Angriff zu nehmen und weniger Lebensmittel zu verschwenden. Eine gute Planung des anstehenden Besuchs im Supermarkt, die richtige Lagerung der Lebensmittel und das ganzheitlichen “Leaf to Root”-Kochen, also von Blatt bis Wurzel, können viel bewirken. Weitere Tipps und Tricks gegen Food Waste finden sich auch auf unserem Blog.