Der chinesische Versicherungsmarkt leidet unter der „Null-Covid“-Strategie. Trotzdem gelingt das Wachstum. Ein großer Treiber dabei: Innovation.
Versicherung in China: Die Zahlen
Laut den Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegt China auf Platz zwei der größten Versicherungsmärkte der Welt. Chinas Anteil am weltweiten Beitragsaufkommen in der Erstversicherung beträgt 10,1 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland liegt mit 4,0 Prozent auf dem 6. Platz. Insgesamt gibt es 235 Versicherungsunternehmen im Land – die seit einigen Jahren ein stetes Wachstum hinlegen. Vor allem im Online-Bereich legt die Versicherung in China (vor allem die Krankenversicherung) deutlich zu. Die Wachstumsrate der Versicherungsbeiträge in der Krankenversicherung (online) beträgt 18,9 Prozent. Das Wachstum der Sachversicherung dagegen steht im Minus (-4,85 Prozent).
Grundsätzlich ist China hinsichtlich der Krankenversicherung seiner Bürger gut aufgestellt. Wie die Regierung mitteilt, haben 1,3 Milliarden Chinesen Zugriff auf eine Form der Krankenversicherung. Das entspricht etwa 95 Prozent der gesamten Bevölkerung.
Das Zugpferd des chinesischen Marktes ist der Assekuranz-Riese Ping An, ein in Shenzhen ansässiges Unternehmen mit einem Markenwert von umgerechnet 42,9 Milliarden US-Dollar. Zwischen 2021 und 2022 legte der Konzern ein Wachstum um knapp vier Prozent hin. Viele andere Versicherer im „Reich der Mitte“ hatten im vergangenen Jahr verstärkt mit den strikten Auflagen der Regierung zu kämpfen, die sich „Null Covid“ auf die Flaggen geschrieben hatte.
Versicherung in China erneuert sich
Während die Bürger Chinas zu mehr Wohlstand und Eigentum kommen, wächst auch ihr Bedarf an einer entsprechenden Absicherung. Um der Nachfrage entgegenzukommen, haben die Versicherer die Auswahl und die Bandbreite ihrer Produkte erweitert. In der jüngeren Vergangenheit konzentrierte sich die Versicherungsindustrie in China auf den Insurtech-Sektor und fuhr hier massiv die Investments hoch.
Die Zeichen stehen in China grundsätzlich auf Innovation. Wie Versicherungswirtschaft-Heute berichtet, hat sich China dabei vor allem das Jahr 2025 als Deadline gesetzt. Denn dann endet der aktuelle Fünfjahresplan, den die Regierung im Rahmen ihrer Wirtschaftsplanung vorgelegt hat. Die große Idee dahinter: Das Label „Made in China“ (Im Grunde eine Initiative zur umfassenden Aufwertung der chinesischen Industrie) soll das nächste Level erreichen. Damit das funktioniert, fördert der Staat die chinesische Versicherungsbranche konsequent, der Fokus liegt dabei auf der Krankenversicherung und der Rentenversicherung. Auf diese Weise sollen Versicherung zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen, was wiederum zu einer besseren Sozialstabilität führen soll. Die Kombination aus staatlicher Förderung und einem riesigen Markt aus mehr als 1,4 Milliarden Bürgern kann zu einem rasant wachsenden Versicherungsmarkt führen.
Umbruch im Rentensystem
Bei der Rente kommen massive Umwälzungen auf China zu. In einigen Städten startet derzeit das Pilotprojekt für einen privaten Fonds, mit dem Chinesen für ihr Alter vorsorgen können. Dieser soll dabei helfen, die Probleme der gewaltigen (und schnell alternden) Bevölkerung abzufedern. Und so funktioniert das: Arbeitnehmer sollen künftig bis zu 12.000 Yuan (etwa 1.700 Euro) pro Jahr in den Rentenfonds einzahlen. Bevor das System landesweit Anwendung findet, durchlaufen einige ausgewählte Städte eine Testphase. Aktuell ist das System dem deutschen sehr ähnlich: Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen feste Beiträge in eine staatliche Rentenkasse ein.
Reformen bei der privaten Krankenversicherung
Und auch bei der privaten Krankenversicherung besteht Überarbeitungsbedarf. Seit 2009 sorgen immer neue Reformen dafür, dass ein Großteil der Bevölkerung auf einen preisgünstigen Versicherungsschutz zugreifen kann, allerdings seien vor allem die ärmeren Bürger davon noch weitestgehend ausgeschlossen. Mit dem Positionspapier „Zur Vertiefung der Reform des Krankenversicherungssystems“, veröffentlicht von der chinesischen Regierung, hat sie die Förderung von Privatkrankenversicherung und Zusatzversicherung festgehalten. Wieder ist das Stichjahr 2025; bis dahin soll die PKV in China ein Beitragseinkommen von umgerechnet 277 Milliarden Euro erreichen.
Interessiert an weiteren Versicherungsmärkten? Unter diesem Link stellen wir zum Beispiel die Besonderheiten des kanadischen Systems vor.
Titelbild: © Jacob Lund / stock.adobe.com