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Versicherung in Irland: Von Whiskey und Kfz-Kosten

6.000 Euro jährliche Versicherungsprämie für das Auto – ist das möglich? In Irland schon. Wir werfen einen Blick auf die Versicherung auf der grünen Insel.

Irland im Überblick

Hohe Versicherungsprämien ergeben sich häufig aus einem hohen Risiko der Versicherungsnehmer, aber laut dem Auswärtigen Amt ist in Irland davon nicht viel zu sehen. Im Gegenteil: Auf der Insel herrscht ein gemäßigtes Seeklima und die Winter sind mild, wenn man von dem gelegentlichen Tiefdruckgebiet mit Orkanstärke absieht. Gewaltkriminalität kommt selten vor, vor Kleinkriminalität wie Taschendiebstahl sollten Reisende sich dagegen nahezu überall in Acht nehmen.

Von der EU nach Irland

EU-Bürger, die nach Irland reisen, haben Anspruch auf medizinisch notwendige Leistungen. Dieser Anspruch besteht trotz des Austritts des Vereinigten Königreichs und Nordirland aus der Europäischen Union am 1. Februar 2020. Dabei gelten dieselben Bedingungen wie für die Versicherten in Irland selbst. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge sollten Versicherte, die einen Urlaub in Irland planen, vorher mit ihrer Krankenkasse sprechen und sich gegebenenfalls eine „Europäische Versicherungskarte“ (European Health Insurance Card – EHIC) ausstellen lassen.

Versicherung in Irland

Die Anspruchsberechtigten sind im irischen öffentlichen Gesundheitssystem in zwei Kategorien aufgeteilt. Erstens wären da Personen, die ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in Irland haben – sie sind voll anspruchsberechtigt. Einzelpersonen oder Familien mit voller Anspruchsberechtigung erhalten eine Gesundheitskarte. Zweitens gibt es Personen mit eingeschränkter Anspruchsberechtigung, dies betrifft demnach alle anderen Personen. Wer voll anspruchsberechtigt ist, das entscheidet mitunter das Einkommen. Dabei liegt es an der irischen Verwaltung des Gesundheitsdienstes (HSE), festzulegen, wer voll anspruchsberechtigt ist. Dem geht ein vollständiges Antragsverfahren voraus. Einzelpersonen oder Familien, die eine bestimmte Bedürftigkeitsgrenze unterschreiten, haben Anspruch auf Gesundheitsdienstleistungen. Nach erfolgreichem Antragsverfahren erhalten sie eine allgemeinärztliche Berechtigungskarte (GP). Alle Personen unter sechs Jahren und über 70 Jahren nehmen Gesundheitsdienstleistungen gebührenfrei in Anspruch.

Voll anspruchsberechtigte Personen

Personen, die eine Einstufung als voll anspruchsberechtigt erhalten, haben kostenfreien Anspruch auf eine ganze Reihe von Dienstleistungen. Dazu gehören:

  • Dienste eines Allgemeinarztes
  • Verschriebene Arzneimittel und Medikamente
  • Sämtliche stationären Dienste in den Krankenstationen öffentlicher Krankenhäuser inklusive Untersuchungen
  • Ambulante Dienste
  • Dienste und Geräte in der Zahn-, Ohren- und Augenmedizin
  • Schwangerschafts- und Kleinkindbetreuung

Inhaber einer Gesundheitskarte können außerdem andere professionelle Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen.

Eingeschränkte Berechtigung

Anders sieht das bei denjenigen aus, die vom HSE keine Gesundheitskarte oder allgemeinärztliche Berechtigungskarte gewährt bekamen. Sie haben Anspruch auf:

  • Stationäre und ambulante Dienste in öffentlichen Krankenhäusern
  • Untersuchungen in öffentlichen Krankenhäusern

Dabei können jedoch Gebühren anfallen. Weitere Informationen dazu stellt die Europäische Kommission bereit.

Enorme Kosten bei Kfz

Wofür Irland außerdem bekannt ist, sind die enormen Kosten in der Kfz-Versicherung. Laut der TAZ betreiben Irlands Kfz-Versicherungen „Abzocke“ – und das in großem Stil. Während die Kosten für Schadensfälle zwischen 2015 und 2020 um 14 Prozent gesunken sind, stiegen die Versicherungsprämien um 62 Prozent. In den Zeitungen und im Internet tobt seitdem eine Debatte. Obendrein können sich viele Iren, die nach längeren Auslandsaufenthalten zurück auf die grüne Insel ziehen, kein eigenes Auto leisten. Denn trotz Jahren des unfallfreien Fahrens stufen die irischen Kfz-Versicherer sie automatisch als 18-jährige Fahranfänger ein. Die Versicherer erklären das mit einer grassierenden Kultur des Versicherungsbetrugs.

Besonderheiten

Außerdem prägt ein großes Angebot an privater Krankenversicherung den irischen Versicherungsmarkt. Laut OECD waren 2017 rund 45 Prozent der Iren privat versichert. Auf diese Weise umgehen sie die teils immensen Wartezeiten in irischen Krankenhäusern und bei Ärzten.

Und zuletzt gibt es eine Whiskeyversicherung für die besonders edle Sammlung. Destillerien verkaufen ganze Fässer als Anlage, Investmentfirmen versprechen hohe Rendite. Das will natürlich abgesichert sein. Für eine Privatsammlung im Wert von 100.000 Euro sind dem GDV zufolge jährlich 300 Euro Versicherungsprämie fällig.

Titelbild: ©Curioso.Photography/ stock.adobe.com

Lars-Eric Nievelstein
Lars-Eric Nievelstein
Hat Kunstgeschichte und Literatur studiert. Schreibt gerne. So gerne, dass er sich sowohl in der NewFinance-Redaktion als auch in der Freizeit damit beschäftigt. Und sollte er mal nicht schreiben, interessiert er sich für E-Sport, Wirtschaft und dafür, wer gerade an der Börse abrutscht.

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