Polen gilt als eines der am stärksten aufstrebenden Länder Europas. Seit den Neunzigern hat das Land eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht – doch wie sieht es mit der Versicherung in Polen aus? Dazu mehr im aktuellen Beitrag aus der Reihe „Versicherung im Ausland“.
Geschichte Polens
Polen existiert bereits seit mehr als tausend Jahren: Nach seiner Gründung im 9. Jahrhundert als Herzogtum trat die junge Nation bereits im 10. Jahrhundert als bedeutender Akteur der europäischen Geschichte in Erscheinung. Der damalige Herzog Mieszko I erweiterte das polnische Staatsgebiet durch eine geschickte Bündnis- und Eroberungspolitik. Im Jahre 1025 erhielt Polen mit päpstlicher Billigung den Status des Königreichs.
Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert versuchte Russland, das Land zunehmend ins Zarenreich zu integrieren, was die polnische Bevölkerung mit Aufständen quittierte. Im anbrechenden neuen Jahrtausend hat sich Polen zu einem wichtigen Mitglied der Europäischen Union (EU) entwickelt und legte lange Zeit ein starkes Wirtschaftswachstum vor, das erst durch die aufgehäuften Krisen der vergangenen paar Jahre ins Wanken geriet. Laut den Versicherungsforen Leipzig ist Polen nicht nur wirtschaftlich eines der am meisten aufstrebendsten Länder Europas, sondern auch hinsichtlich des Versicherungsmarktes.
Doch wie sieht das im Detail aus?
Versicherung in Polen
Das Bruttoprämienvolumen von 13,96 Milliarden Euro (Stand Jahr 2019) hängt die anderen osteuropäischen Staaten deutlich ab. Auf den gesamten Weltmarkt gerechnet, entspricht die Summe einem Anteil von 0,25 Prozent. Bei der Versicherungsdichte besteht allerdings noch Potenzial für den Ausbau. Pro Kopf gaben die polnischen Bürger 2019 durchschnittlich 368 Euro für Versicherungen aus. Zum Vergleich: In Slowenien sind es 1.194 Euro. Allerdings ist die Versicherungsdichte seit 2004 um rund 120 Prozent geschrieben. Wie die Versicherungsforen Leipzig berichten, unternehmen österreichische Versicherer derzeit große Anstrengungen, um sich am polnischen Markt zu etablieren.
Für Versicherer und Unternehmen aus dem Ausland ist vor allem der Gesundheitsmarkt Polens interessant. Sowohl die EU als auch die polnische Regierung setzen umfangreiche Mittel ein, um die Krankenhäuser zu modernisieren und teure Therapien zu unterstützen.
Benefits für EU-Bürger
Alle krankenversicherten Deutschen haben in Polen Anspruch auf die kostenlose Gesundheitsversorgung. Dasselbe gilt für alle Bürger anderer Länder der Europäischen Union sowie des Europäischen Wirtschaftsraums, die sich in Polen aufhalten. Dazu müssen sie lediglich in ihren jeweiligen Ländern krankenversichert sein und dies entsprechend nachweisen können.
Das umfasst unter anderem die folgenden Praxen:
- Praktische Ärzte.
- Fachärzte nach Überweisung durch den praktischen Arzt.
- Krankenhäuser, Ambulanzen, Kliniken und Gesundheitszentren (im Falle eines Krankenhausaufenthaltes sind sämtliche Untersuchungen, Eingriffe sowie Arzneimittel kostenfrei).
- Private Arztpraxen, die beim NFZ unter Vertrag stehen. Vor einem Besuch sollten Kunden jedoch prüfen, ob die Leistungen, die sie in Anspruch nehmen wollen, erstattungsfähig sind.
- Zahnärzte (nur in einem begrenzten Rahmen).
- Arzneimittel (einige nur teilweise).
Die Koordinierung und Finanzierung der polnischen Gesundheitsversorgung geschieht durch den sogenannten Nationalen Gesundheitsfonds. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Homepage der Europäischen Union, und die Deutsche Vertretung in Polen stellt ein Merkblatt bereit.
Risiken in Polen
Als nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Strukturen stark verwestlichtes Land herrschen in Polen ähnliche Risiken wie hier in Deutschland, der Schweiz oder Österreich. Das Klima ist vergleichsweise mild, nur dass es zuweilen kalte Winter geben kann. In größeren Städten kommt es gelegentlich zu Kleinkriminalität, etwa Taschendiebstählen. In Bars und Clubs gilt es auf den Einsatz von K.o.-Tropfen und Kreditkartenbetrug zu achten.
Die Besonderheit in Polen liegt eher in der Grenzsituation. Das Land grenzt sowohl an die Ukraine als auch an Belarus. Die Grenze zur Ukraine ist offen, allerdings herrscht ein reger Verkehr aufgrund der Flüchtlingssituation. Und an der Grenze zu Belarus existiert ein Sperrstreifen, was erstens Einschränkungen und zweitens verstärkte Kontrollen nach sich zieht.
Interessiert an weiteren Versicherungsmärkten im Ausland? Hier im R+V Makler Blog haben wir unter anderem Marokko und Japan unter die Lupe genommen.
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