Die Versicherungsbranche altert zusehends. Der Nachwuchs bleibt aus. Die „Werde #Insurancer“-Kampagne des GDV soll das ändern.
Der Makler altert
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Zahlen. „Vermittler gehen im Schnitt stramm auf die 50 zu“, titelte Fondsprofessionell noch 2013. Ihr Durchschnittsalter betrug damals 47 Jahre. Sechs Jahre später kam eine BVK-Strukturanalyse zu dem Schluss, dass Vermittler durchschnittlich bereits 49 Jahre alt waren. Viele von ihnen gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Gerade die als besonders geburtenstark geltenden „Babyboomer“ hinterlassen auf diese Weise große Lücken im Arbeitsmarkt.
Es fehlt am Nachwuchs
Ein Problem, das mit ausreichend Nachwuchs eine Lösung hätte. Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge entschieden sich im Jahr 2018 rund 4.500 Auszubildende für die Ausbildung zum Kaufmann für Versicherung und Finanzen. Das Ansehen verschiedener Berufe innerhalb der Finanzbranche hat bei den Deutschen allerdings gelitten. So beträgt der Anteil aller Deutschen, bei dem der Versicherungsvertreter ein hohes oder sehr hohes Ansehen hat, acht Prozent (minus drei Prozent seit 2007). Der Steuerberater ist ebenfalls in der Gunst der Deutschen gesunken. Eine Analyse des dbb beamtenbund und tarifunion (dbb) legte 2019 offen, dass ein knappes Drittel (36 Prozent) der Deutschen viel von ihrem Steuerberater hielt – elf Prozent weniger als noch 2007.
Junge Generation zeigt sich aufgeschlossen
Doch wie steht die junge Generation zur Versicherungsbranche? Das untersuchte YouGov im Auftrag von „Werde #Insurancer“, der Nachwuchsinitiative des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Im Rahmen einer aktuellen Studie befragte YouGov 1.005 junge Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Vier aus zehn Befragten können sich demnach eine Tätigkeit in der Versicherungswirtschaft vorstellen. Acht Prozent gaben ein klares Ja und für ein Drittel (33 Prozent) wäre eine solche Karriere immerhin die zweite Wahl. Die Umfrage stellte bei den Entscheidungen keine Unterschiede bei den Befragten mit Berufsausbildung und welchen mit einem akademischen Abschluss fest. Das Image der Versicherungsbranche bewerteten die Befragten im Schnitt neutral (50 Prozent). Neun Prozent gaben an, die Branche in einem positiven Licht zu sehen.
Sicherheit wiegt schwer
Allerdings zeigte die Umfrage auch, dass junge Leute das Image der Branche nicht als entscheidenden Faktor ansehen. Für sie spielen vorrangig ein hohes Einkommen (62 Prozent), ein sicherer Arbeitsplatz (55 Prozent) und eine sinnvolle Tätigkeit (32 Prozent) im Vordergrund. Mehr als ein Viertel der Befragten (28 Prozent) wünscht sich, dass der Beruf mit der Familienplanung kompatibel ist. In der Versicherungsbranche finden sie all das, sagt Gerhard Müller, Vorsitzender des Ausschusses Vertrieb im GDV, dazu: „Solides Einkommen schon in der Ausbildung sowie eine langfristige Perspektive – genau das können wir jungen Menschen bieten.“
Corona und der Arbeitsmarkt
Weiterhin nahm Werde #Insurancer auch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Ausbildung der Befragten unter die Lupe. Hier trat eine deutliche Kluft zwischen Akademikern und Auszubildenden zutage. Insgesamt gab zwar die Hälfte (51 Prozent) der jungen Deutschen an, wegen der Pandemie schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, doch der Anteil der Auszubildenden daran ist geringer als der der Studenten. Das zeigt, dass Auszubildende sicherer durch die Krise kommen. Von ihnen zeigten sich 39 Prozent eher pessimistisch – bei den Akademikern waren es 50 Prozent.
Das Job-Portal für Insurancer
Die Kampagne „Werde #Insurancer“ soll ein neues und modernes Bild des Versicherungsvermittlers liefern. Neben Engagement in diversen Social Media-Kanälen und auf der eigenen Website hat der GDV ein Online-Stellenportal für Vertriebsnachwuchs gestartet. So soll es der neuen Generation einfacher fallen, einen passenden Einstieg zu finden.